Es ist immer wieder amüsant, wenn mein Mann versucht, dass Kind anzuziehen. Ich, als Frau und Mutter, sehe sofort, ob der Body richtig herum ist, die Windel richtig sitzt (ist bei Stoffis ja wichtig), ob ich den richtigen Schuh in der Hand habe und ob die Hose über oder in die Stiefel gesteckt werden sollte. Klar, ich hab etwas mehr Übung, andererseits übernimmt er an seinen freien Tagen alles, ausser Stillen, da sollte so langsam Übung da sein. Es braucht einige Zeit und etliche Fragezeichen bis er sich alles zurecht gefummelt hat. Plus einem Kind das alles machen will, ausser sich wickeln und anziehen lassen. Nackt ist halt am Schönsten. Manchmal, wenn man ihn so vor sich hin schimpfen hört, könnte man meinen er würde mit einem Kraken kämpfen. Und irgendwie sind da immer noch (oder wieder) Berührungsängste, als könnte man etwas kaputt machen. Er tendiert dazu eher zu diskutieren und dann vor sich hin zu nörgeln, wenn es nicht klappt (was Wunder, wir sprechen hier von einem aufgeweckten Kleinkind). Ich bin da dann doch anders. Ich schnapp mir auch einfach einen Arm und ziehe den Pullover drüber. Oder die Hose oder sonst was. Nicht gewaltsam, sondern immer schön die Bewegungen für die eigenen Zwecke nutzen. Mit Glück macht sie auch mit. Meistens, besonders, wenn es raus geht, ist sie aber nicht zu halten. Da ich sie nun wieder gut genug kenne und weiss, was es an Zeit braucht, plane ich diese ein. Ich habe keinen Stress. Weder morgens, noch wenn ich sie aus der Krippe hole. Und das wird auch so bleiben. Egal, wie es jobtechnisch weiter geht, die Zeit wird immer sein. Wer darauf keine Rücksicht nehmen will, hat Pech gehabt. Das einzige Theater, das ich momentan habe, ist in der vollen Tram, wenn sie endlich wieder runter und laufen will. Oder beim Autofahren.
Tja, eine längere selbige steht nun auch mal wieder an. Ursprünglich wollten wir mit dem Zug zu meinen Schwiegereltern fahren, hatten jedoch keine Lust auf zuggebundene Tickets. Vor allem nicht, wenn sie bereits im November fast den gleichen Preis haben, wie die Benzinkosten für die Fahrt (und das mit Bahncard-Rabatt). Also haben wir uns dann doch fürs Auto fahren entschieden. Da das Gewitterhexlein ja so ein Frühaufsteher ist, werden schauen, dass wir so los fahren, dass sie die Fahrt schläft, am besten komplett. Ansonsten wird sie, verständlicherweise, ungeduldig und nörgelig. Blöde Situation. Natürlich können wir Pausen machen, aber auch da ist die Bewegungsfreiheit auf Autobahnrastplätzen doch sehr eingeschränkt. Es sind zum Glück nur knapp zwei Stunden Fahrt.
Immerhin habe ich durchsetzen können, dass wir Heiligabend für uns allein haben und erst am 1. Weihnachtstag fahren. Heiligabend hätte es vermutlich ohnehin nur Genörgel gegeben, weil wir nicht in den Gottesdienst gehen. Ja, wir sind nicht mal U-Boot-Christen. Vielleicht gehen wir hier in den Minigottesdienst. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht machen wir auch nur einen Spaziergang (woran der Wirbelwind hier sicher mehr Freude hätte). Wir Rabeneltern haben auch gar keinen Weihnachtsbaum, die Geschenke werden nicht verpackt und vom Weihnachtsmann oder Christkind erzählen wir auch nichts. Einen Sinn im Weihnachtsbaum sehe ich nicht, ausser, dass er mir die Bude vollnadelt und dann vertrocknet im Müll landet (und so einen sinnlosen Tod gestorben ist). Oder man hat dann einen Baum im Topf und weiss nicht, wo man den anpflanzen soll. Ausserdem, die ganze Schmückerei, nicht meins. War es noch nie, schon als Kind nicht. Geschenke, ja die gibt es. Aber auch nur, weil es das gerade im Angebot gab. Wir schenken generell dann, wenn uns danach ist, nicht weil ein bestimmter Tag ist. Heisst, hätte es das nicht gerade gegeben und wüssten wir nicht, dass das Gewitterhexlein damit Spaß hat, gäbe es nichts. Und ja, das gedenke ich auch so beizubehalten. Gleiches gilt für Weihnachtsmann und Christkind. Ich kann mich nicht erinnern je wirklich daran geglaubt zu haben, dafür aber an viel innerliches Augenrollen, wenn meine Eltern einen auf „Oh, gug mal, das ist bestimmt der Weihnachtsmann in seinem Schlitten am Himmel“ gemacht haben. Jemand, der auf der ganzen Welt die Geschenke gleichzeitig bringt, das war mir suspekt. Es war also auch keine große Entzauberung, als mir klar war, dass es nur meine Eltern waren, die die Geschenke unter den Baum legten. Und da wir beide nicht hinter diesem „Weihnachtszauber“ stehen, werden wir in der Hinsicht auch nichts erzählen. Was nicht heisst, dass es verkehrt ist. Wenn es sich für andere schön anfühlt, wenn man diese Geschichten drum herum mag und braucht, dann ist es in Ordnung so. Da Kinder aber sehr genau spüren, wenn man nicht zu 100% zu etwas steht, macht es auch keinen Sinn krampfhaft so zu tun, als würde man es tun.
Klingt nicht nach der heilen Welt, die sich viele zu Weihnachten wünschen. Aber es ist ehrlich. Und lieber habe ich einen ehrlich schönen Tag mit meiner kleinen Familie an dem wir alle drei zusammen sein können, als das ganze Heckmeck drum herum. Vieles davon stammt eben auch aus dem schlechten Gewissen, dass man sich das ganze Jahr nicht gekümmert hat.
Damit entlasse ich Euch in die Feiertage. Vielleicht schreibe ich zwischen den Jahren nochmal einen Beitrag. Vielleicht auch nicht, denn die Krippe hat zu und den ganzen Tag eine wirbelnde Gewitterhexe zuhause wird mich einiges an Energie kosten. Falls wir uns also nicht mehr lesen sollten, kommt alle gut ins neue Jahr.
Grins. Gerade habe ich herausgefunden, um was es an Weihnachten geht: Es geht um die Möhre!
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Hehe.
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Ja; jetzt erst herausgefunden…
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