Im Umbruch

Irgendwas geht vor. Ich habe keine Ahnung was. Ich spüre nur, dass gerade mehr vor sich geht, als das übliche im Winter zur Ruhe kommen (und am liebsten Winterschlaf machen wollen). Zum einen spüre ich, dass mein Gewitterhexlein sich einmal mehr lösen möchte, selbstständiger sein will. Sie meckert und nörgelt sehr viel, will viel selbst machen, will bestimmen was wie gemacht wird. Soweit es geht, lasse ich sie, unterstütze sie dabei. Wenn ich sie aus der Krippe abhole, weint sie erstmal kurz, weil sie so gerne noch bleiben möchte. Auch wenn es erstmal höllisch weh tut, bin ich so froh, dass sie sich dort so wohl fühlt. Trennungsschmerz also gerade andersherum, nicht beim Bringen, sondern beim Holen. Auch das wird sich sicher irgendwann einspielen, Abschiede lernen dauert so seine Zeit. Zuhause ist der Papa angesagt, der ist durch seine Arbeitszeiten ja nicht wirklich viel da. Vollkommen in Ordnung. Im ersten Moment zwickt es trotzdem im Herzen. Wobei da anderes wesentlich mehr der Grund ist. Nachts sucht sie dann meine Nähe, kuschelt sich ganz fest an mich. So fest, dass ich wach werde, weil mir irgendwas eingeschlafen ist und ich dann sehe, dass sie sich an mich heran und ich mich irgendwie um sie herum gewurschtelt habe (schwierig wird es, wenn mein Mann nachts da ist, der kommt dann auch kuscheln und hab gar keinen Platz mehr. Aber dafür ist es auch im Winter warm.) Allerdings bin ich generell gerade dabei zu überlegen, im neuen Jahr mit ihr nach der Krippe noch einen Kurs zu besuchen. Schwimmen wäre mein Favorit, vielleicht ergibt sich aber auch etwas mit  Musik. Letztendlich geht es natürlich danach, worauf sie Lust hat.

Das ist allerdings nicht das Einzige, was mir irgendwie auf der Seele drückt. Die letzten Tage war ich sehr nah am Wasser gebaut. Die Situation momentan ist nicht einfach. Bewerbungen brauchen so unglaublich viel Zeit und es ist zermürbend auf Rückmeldungen zu warten. Es steckt in jeder einzelnen Bewerbung Herzblut. Ich bewerbe mich nur auf Stellen, die ich auch ausfüllen kann und will. Für jede Bewerbung formuliere ich mein Anschreiben neu. Dennoch bisher nur Absagen. Oft denke ich, dass man sich meine Unterlagen gar nicht erst wirklich angesehen hat. Sehr oft fühlt es sich so an, als wurde einfach der erstbeste halbwegs passende genommen und der Rest erhält eine Absage.Ja, mein Lebenslauf ist alles andere als geradlinig. Ich habe hier und dort gearbeitet, war im Ausland, habe in viele unterschiedliche Branchen hinein schnuppern können. Ich vermute, dass auch das viele stören wird. Dass ich dadurch viele Kompetenzen entwickelt habe, ist da vermutlich nicht relevant. Es zeigt auch, dass ich keine bequemer Mensch bin, nicht leicht mit irgendetwas abzuspeisen und schon gar niemand, der einfach nur stillhält und nickt. Was nicht heisst, dass ich kein umgänglicher Mensch bin. Ich bin einfach nur ehrlich und lüge nicht, nur weil die Konventionen es so wollen. Oder weil es erwartet wird. Auch das frustriert unglaublich. Es schlägt mir auf die Seele, dass mein Mann alles stemmen muss. Nicht zuletzt auch, weil die Ämter das tun, was sie am besten können: nichts. (Und ich kann nichts tun, um das Ganze zu beschleunigen.) Dazu kommt, ich möchte auch gern arbeiten. Ich möchte gern etwas tun, nicht nur hier sitzen und warten.

Und doch, irgendwas drückt mich noch. Ich weiss immer noch nicht genau, was es ist. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass ich für mich, für die Selbstständigkeit noch auf der Suche nach dem richtigen Weg bin. Ich habe Ideen, weiss jedoch noch nicht, welche ich verfolgen will, welcher Impuls der richtige ist. Alles auf einmal kann ich nicht machen, das ergibt auch keinen Sinn. Ich habe viel Input und noch viele Optionen auf Input. Nicht (nur) das Fachliche meiner Ausbildung, sondern auch sehr viel „drumherum“ (Sachthemen rund um die Selbstständigkeit). Und keine Ahnung warum, kam mir vorhin ein „Ich brauche Raum“ in den Kopf. Was es damit auf sich hat? Ich habe keinen Schimmer. Ernsthaft. Sicher ist nicht unbedingt ein Raum in einem Gebäude gemeint. Vielleicht brauche ich auch „nur“ erstmal wieder Raum in mir. Zum Durchsehen, sortieren und als Nutzungsraum für das ganze Wissen, dass ich so mit mir rumschleppe. Die Lösung wird sich sicher finden. Allerdings, so denke ich, nicht vor dem Frühjahr. Es wird schon den Winter brauchen. So wie die Natur ruht und Kraft sammelt, sollte ich es auch tun. Ruhen, mich ausrichten und dann im Frühjahr neu loslegen.

 

9 Kommentare zu „Im Umbruch

  1. Es kann schon in bestimmten Bereichen schwierig sein überhaupt etwas zu finden. Da ist es nicht nur für dich, sondern auch für andere. Das wichtigste ist, dass du für dich entscheiden musst was du willst. Wenn du lieber selbständig sein willst, dann such nach keinem Job. Das ganze ist wirklich wichtig. Entscheide für dich und setzte es fest. Nur so wirst du nicht mehr hin und her gerissen werden.
    Ämter sind langsam. Seit froh, dass dir jemand hilft und du Unterstützung hast.
    Viel Erfolg beim Entscheidung treffen. Du bist hier auf einem guten Weg.

    Gefällt 1 Person

    1. Das ist eben genau die Frage. Mir geht es beim Arbeiten hauptsächlich darum, dass noch etwas Geld in die Kasse kommt. Ich würde ohnehin maximal 25 Std arbeiten, so dass ich drum herum immer noch genug Ruhe habe. Denn bis das, was ich machen will Geld abwirft, das dauert eine Weile. Und die Ämter, naja, es nervt einfach, wenn Dir etwas zusteht und einfach nur auf Zeit gespielt wird, damit man eben nichts zahlen muss. Neue Bewerbungen schreibe ich ohnehin erstmal nicht, ich habe alles brauchbare abgegrast.
      Auf jeden Fall werde ich meine Ideen mal zu Papier bringen und ein bisschen Brainstorming betreiben. Mal sehen, wo es mich hinführt.

      Gefällt 1 Person

  2. Persönlich nehme ich es nicht, es nervt einfach, eben weil ich Mühe rein stecke und 08/15 Schreiben zurück bekomme. Wenigstens ein bisschen personalisieren sollte schon drin sein, wird im Kundenservice ja auch erwartet.
    Ja, die Süße hat einen sehr eigenen Kopf. Liegt in der Familie 😀 Das ist auch gut so und ich bin auch froh, dass sie oft so eindeutig zeigt, was Sache ist. Heute hat sie nicht geweint. Wirklich glücklich war sie auch nicht, aber auch nicht so sehr traurig. Sie muss jetzt auch erstmal lernen, dass auch so ein Tag in der Krippe auch mal zuende ist. Ich bin wirklich froh, dass sie sich dort so wohl fühlt.
    Wenn der Moppel etwas größer ist, kann man sich ja mal Treffen, wenn ihr mögt 😉 So ewig weit wohnen wir ja auch nicht auseinander.

    Gefällt 1 Person

    1. Ich will dir nur sagen, es ist einfach in der Unternehmenswelt so, da muss doch alles schnell gehen. Absagen werden einfach über nen serienbrief erstellt und da wird sich keine Gedanken darüber gemacht, wie das am Ende ankommt…
      du hast recht mit dem Kundenservice, aber das sehen Unternehmen doch nicht so…
      das hexlein macht das toll! Und du übrigens auch!
      Ja sehr gerne, auf ein Treffen würden wir uns echt freuen.

      Gefällt 1 Person

      1. Ach, wenn ich könnte, würde ich am liebsten die gesamte Haltung von Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern revolutionieren wollen. Aber das ist doch sehr hoch gegriffen und ich konzentriere mich lieber darauf im Kleinen Licht in die Welt zu tragen, vielleicht zieht es irgendwann Kreise.
        Wegen eines Treffens können wir ja mal mailen.

        Gefällt 1 Person

      2. Ja ich hab vor meiner Schwangerschaft ja auch Personal unter mir gehabt und ich habe echt versucht mich für meine Leute einzusetzen. Aber es ist echt schwer, vor allem in der Dienstleistungsbranche… Personal ist da eben ein extrem großer Kostenblock, an dem man immer sparen soll/muss….
        Ja lass uns mailen.

        Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..