Ein Thema, das mir aktuell, auch im Rahmen des Beziehung statt Erziehung Online Kongresses, immer wieder aufstößt, ist die Dankbarkeit oder genauer das „Danke“ Sagen. Immer wieder höre und lese ich, dass Kinder daran erinnert werden, doch Danke zu sagen, wenn sie etwas bekommen. Weil sie es ja sonst dauernd vergessen. Das heisst, die jeweilige Person (Eltern, Verwandte, Freunde) wertet anstelle des Kindes und bestimmt darüber, wie das Kind die Situation zu sehen hat. Nämlich, dass es Danke zu sagen hat. Gleichzeitig wird dem Kind indirekt zusätzlich noch vermittelt, dass es undankbar ist, wenn es diese eine Wort nicht sagt.
Ich bin selbst so aufgewachsen und ich habe Geburtstage, Weihnachten, Oster und so weiter irgendwann ziemlich verabscheut. Auch konnte ich mich gar nicht mehr wirklich auf oder über etwas freuen, weil immer diese Erwartung im Raum stand, mich bedanken zu müssen. Aber als Kind freut man sich zwar immer über Geschenke, aber deswegen ist man nicht automatisch dankbar. Dankbarkeit ist eine sehr tiefe Empfindung, die automatisch zu den, offenbar sehr magischen, zwei Silben „Danke“ führt.
Dennoch gilt ein Kind heut als nicht erzogen, wenn es eben dieses nicht sagt. Was ist an diesem einen Wort, dass man sich darüber so definieren muss? Ist die Freude, das Leuchten in den Augen, nicht wichtiger als ein Wort, dass mittlerweile dermaßen inflationär genutzt wird, dass es nichts mehr wert ist? Wir Erwachsenen vergessen oft genug uns für etwas zu bedanken oder machen es mit Absicht nicht. Steht dann jemand auf und sagt uns „Wie sagt man?“. Nein, sicher nicht. Unter Erwachsenen ist es normal. Aber das Kind, das Kind soll doch gefälligst für alles dankbar sein, was es bekommt. Am besten noch dafür, dass es ein Bett zum Schlafen und Kleidung zum Anziehen hat.
Ernsthaft, Dankbarkeit kann man nicht anerziehen. Man kann vorleben, wie man respektvoll miteinander umgeht. Vorleben, wofür man selbst dankbar ist, diese Gefühl vorleben, vielleicht auch ein wenig vermitteln. Aber sicher nicht anerziehen. Wir sollten nicht so einen Wert auf einzelne Worte, sondern auf Taten, auf Gefühle legen. Auf das Strahlen in den Augen. Ein ehrliches „Oh toll, ich freu mich!“. Eine Umarmung. Darauf sollten wir uns konzentrieren und wenn es unbedingt sein muss definieren.
Richtig. Wobei ich denke, dass man den Respekt eben auch anders zeigen kann, so man denn welchen empfindet. Ein Problem unserer Gesellschaft ist jedoch, dass Respekt mit Sympathie gleich gesetzt wird und entsprechend immer jemand beleidigt ist, wenn eben kein (überschwengliches) Danke kommt.
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Da hast du aber sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Menschen denen ich bisher begegnet bin, war mein herzliches Danke oft unangenehm. Dies deutete ich als Bescheidenheit. Sie haben mir geholfen und sahen es selbst als selbstverständlich. Ich aber nicht. Den Respekt den ich ihnen entgegen brachte war aber willkommen und sie fühlten sich geschmeichelt.
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Ja, ich habe einige sehr sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Deswegen war auch dieses komplette auf Null setzen in meiner Auslandszeit so wichtig für mich.
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Mit Dankbarkeit habe ich auch so meine Probleme. Schenken ist doch eine freiwillige, freigibige Geste ohne Gegenerwartungen. Höchstens mit der Hoffnung, dass der andere sich freut. Ein Dankbarkeits-Anspruch stünde da in einem Widerspruch.
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In der Umwelt, in der ich groß geworden bin, war es tatsächlich so, dass an alles Erwartungen geknüpft waren. Teilweise beobachte ich das immer noch bei anderen.
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Ich kann dir absolut folgen. Mir ist es manchmal fast unangenehm, beschenkt zu werden, weil ich weiß, dass man von mir irgendeine Reaktion erwartet. Wir können es bei unseren Kindern anders machen. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mein Kind nicht dazu anhalten werde. Lieber sage ich dann stellvertretend „Danke“ und hoffe, dass sich die anderen damit zufrieden geben 🙂
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So ist es. Vorleben und die Kinder entscheiden lassen, ob sie diesem Weg folgen möchten oder nicht.
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