Fieber, Krank sein und ich mache mir so meine Gedanken

Das Gewitterhexlein hatte heute morgen Fieber, so dass ich sie zuhause gelassen habe. So geht es ihr gut, ich nehme an, dass ein durchbrechender Zahn schuld ist. Also heute morgen in der Krippe angerufen, dass sie daheim bleibt. Später macht das Gewitterhexlein ein Vormittagsnickerchen, das so sonst gar nicht mehr nötig ist. Und ich denke nach. Wie ich das wohl gemacht hätte, wenn ich schon arbeiten würde? Vermutlich nicht viel anders. Bei Fieber gehört ein Kind nicht in die Krippe, ebenso wenig, wie Erwachsene mit Fieber arbeiten gehen sollten. Mir ist es vor allem wichtig, dass das Hexlein ein gutes Gefühl dafür entwickeln kann, wie es ihr geht mit Fieber, wie belastbar sie ist, wie müde oder schlecht gelaunt sie wird. Ein gutes Körpergefühl ist wichtig, um später selbst abschätzen zu können, was man sich zumuten kann und was nicht. Dazu gehört nicht nur sich Beulen, Schrammen und blaue Flecken zu holen, sich beim Essen selbst auszuprobieren und in den Alltag eingebunden zu werden. Es gehört auch dazu zu erfahren, und das ganz in Ruhe, wie das ist, wenn es dem Körper nicht gut geht. Wie es sich auswirkt auf die Stimmung, den Appetit und und und. Es ist so wichtig, das zu wissen. Auch, um Differenzieren zu können, wo kommt das her, dass es mir gerade nicht so gut geht? Das geht aber nur, wenn man nicht mit Fieber- und Schmerzmitteln vollgepumpt erstmal in die KiTa, Schule geschickt wird. Oder als Erwachsener dann mit Fieber arbeiten zu gehen, weil man gleich was einwirft und so gar nicht abschätzen kann, was da eigentlich im Körper vorgeht.

Aber zurück zu meinen ursprünglichen Gedanken. Wenn mein Mann frei oder Nachtschicht hätte, wäre es kein Problem, ich will ja eh nur Teilzeit arbeiten. Wenn er allerdings nicht da wäre, dann müsste ich zuhause bleiben. Und werde auch daheim bleiben. Muss ein Arbeitgeber dann eben durch. Und da würde ich es ehrlich gesagt tatsächlich auf einen Kampf anlegen, wenn es sein müsste. Allein schon, weil die Krippe auch gar kein krankes Kind nimmt. Und auch mit irgendwelchen Mittelchen vollgepumpt merkt man einem Kind ja doch an, ob es fit ist oder nicht. Ich finde das auch gut und richtig. Ein krankes Kind gehört nach Hause, wo es sich ausruhen kann, wenn es will. Ein Tag in der KiTa ist anstrengend und wenn ich nicht will, dass mein Kind irgendwas verschleppt und dann richtig lange flach liegt, dann lasse ich es zuhause, sobald ich merke, es ist nicht richtig fit. Ganz ehrlich, schlimmstenfalls geht dann eben Urlaub drauf oder ich arbeite die Zeit nach, wenn mein Mann frei hat und ich das Hexlein nicht holen muss. Ich weiss, dass Arbeitgeber einen gern versuchen zu locken oder zu erpressen. Habe ich selbst schon erlebt. Allerdings denke ich, dass die Wirtschaft, der Umgang mit Arbeitskräften, besonders in den Dienstleistungsbranchen, so ist, wie er ist, weil zu oft still gehalten wird. Weil die Angst vor Repressalien zu groß ist. Weil viele ihre Rechte nicht mehr kennen und alles für bare Münze nehmen, was man ihnen sagt. Dabei gibt es viele Möglichkeiten sich zu verbinden, sich zu wehren, auch wenn es manchmal einen langen Atem braucht.

Mei, was ein Gedankenbogen, aber letztendlich, ist es doch so. Damit sich etwas tut, muss sich im Kleinen was tun. Wenn auf einmal alle Eltern beschlössen, lieber beim Kind zu bleiben, wenn es krank ist und sich zusammen täten, um sich gegen eventuelle Repressalien durch ihre Arbeitgeber zu wehren. Was würde dann wohl alles passieren? Was wäre dann wohl alles möglich?

10 Kommentare zu „Fieber, Krank sein und ich mache mir so meine Gedanken

  1. Gute Besserung!
    Ja, das sehe ich genau wie Du… Das Kind geht vor und steht definitiv über einem Arbeitgeber. Wenn es krank ist, braucht es einen Elternteil und keinen Trubel im Kindergarten.

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    1. Richtig. Ich finde es schade, wenn sich Eltern gezwungen fühlen ihre Kinder mit Medis vollgepumpt abzugeben und beim Selbstkümmern ein schlechtes Gewissen haben. Es ist traurig, dass Eltern da so zwischen allen Stühlen hängen.

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  2. Irgendwie traurig, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der wir nur funktionieren müssen. Wenn das Kind krank ist – Pech, wenn man selbst krank ist – trotzdem in die Arbeit… Viele fürchten um ihren Job, haben keine Vertretung oder was auch immer…
    Es fängt ja wirklich schon bei den Kleinen an, die „dürfen“ heutzutage ja gar nicht mehr krank sein. Denn zeitlich passt das nicht in unsere schnellebige und immer funktionierende Gesellschaft!
    Finde ich toll, dass du dem Hexlein auch hier die Möglichkeit gibst, sich und ihren Körper selbst kennen zu lernen! Das passiert eh viel zu wenig. Allein wenn sich Kinder stoßen, sagt man ihnen, was/wie sie zu fühlen haben „das ist nicht schlimm, das kann aber nicht weh tun, wegen dem brauchst du nicht weinen“ etc.
    Alles Gute
    Cao

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    1. Umso besser finde ich ja, dass unsere KiTa kranke Kinder gar nicht erst nimmt. Und ich denke, sie haben genug Erfahrung zu sehen, ob das Kind fit ist. Es wird heut aber auch immer suggeriert, dass man bei jedem bisschen was nehmen muss und nur gesund wird, wenn das Fieber schnell weg ist (was totaler Schmarren ist).
      Haha, ja, weh tun, hatten wir grad erst wieder. Bei diesen Herzinfarkt-Momenten ist das „alles ist gut musst nicht weinen“ auch etwas Selbstberuhigung. Generell geb ich Dir natürlich recht. Erfahrungen werden schnell relativiert, herunter gespielt oder durch übertriebene Vorsicht unterbunden. So können viele wichtige Körpererfahrungen nicht gemacht werden.

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  3. Gute Besserung nur so handelst du richtig. Wenn man selber krank ist, soll man schliesslich auch daheim bleiben. Warum soll das nicht für Kinder gelten?

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    1. Genauso ist es. Und man kann nur lernen, auf sich und seinen Körper zu hören, wenn man es vorgelebt bekommt (und in Sicherheit erfahren kann, wie es sich anfühlt krank zu sein und nicht in der KiTa krank auf Mama warten muss).

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