Die Menstasse, ein ganz persönlicher Bericht

Heute habe ich mal ein komplett anderes und vor allem ein reines Frauenthema: Die Menstruationstasse. Auf das Thema an sich bin ich schon vor knapp zwei Jahren gestoßen, konnte mir das ganze aber nie so wirklich vorstellen. Damals stand ich auch noch ganz am Anfang der Auseinandersetzung mit Natürlicher Familienplanung nach sensiplan und somit auch erst am Anfang damit mich genauer mit meinem Körper zu beschäftigen. Mein Körpergefühl damals war nicht besonders ausgeprägt. Sowohl das genauere Kennenlernen meines Zyklus, als auch die Meditation, insbesondere der Body Scan, haben dies jedoch geändert. Wirklich wohl gefühlt habe ich mich während der Mens noch nie, vor allem, weil ich schon immer recht stark und lange blute. Das hat sich nach der Geburt sogar noch verstärkt, die ersten Male nach dem Wochenfluss waren fast zwei Wochen lang, mittlerweile hat es sich auf 6 Tage eingespielt. Immer noch relativ lang. Bisher waren Binden mein Mittel der Wahl. Mit Tampons konnte ich nichts anfangen, wirkten zu umständlich und dann die Stärke der Blutung, nein das war mir nichts. Also blieben mir nur Binden. Wenn man jung ist, macht man sich wenig Gedanken, weder um Geld, noch Müll oder Nachhaltigkeit. Allerdings, wenn sich das Selbstbild wandelt, wandelt sich das Weltbild. Es werden auf einmal Dinge relevant, die man so nicht auf dem Schirm hatte. Vollwertige Ernährung, zum Beispiel. Oder mit Stoffwindeln zu wickeln, anstatt den scheinbar praktischeren Wegwerfwindeln.

Was also weiterhin blieb, war das unwohle Gefühl während meiner Periode. Dazu die Menge an benötigten Binden. Selbst mit den mittlerweile sehr dünnen Binden eine Menge Müll. Plus die Kosten und da die günstigen Varianten nie wirklich reichten, also immer die teuren. Davon anderthalb bis 2 Packs pro Zyklus, d.h. bis zu 4 im Monat. Aufs Jahr hochgerechnet knapp 85 €.  Da könnte man jetzt sagen, ist doch nicht viel. Doch, ist es. Dazu kommt noch Müll, der ja auch mehr wird durch den ganzen Kram. Was sich jedoch nicht in Geld aufrechnen lässt, ist das Wohlbefinden während der Zeit. Eine volle Binde fühlt sich nicht gut an, vor allem nachts habe ich mich immer sehr unwohl gefühlt. Ein voller Tampon auch nicht. Bei Tampons habe ich zusätzlich das Problem, dass ich sie sehr stark spüre. Ich habe während der hormonellen Verhütung auch den Nuva Ring gespürt. Nicht störend, aber da. Was auch meine Bedenken bei einer Menstruationstasse war: ich werde sie sicher spüren. Mittlerweile kann ich sagen: Nö. Ich spüre sie nicht. Nach mittlerweile auch zwei Zyklen, kann ich auch sagen: Ich habe mich noch nie während der Mens so wohl gefühlt. Es war und ist ziemlich erstaunlich, befreiend um genau zu sein.

Vor der endgültigen Entscheidung für die Tasse stand erstmal eine Menge Informationssammlung. Es gibt viele Foren und Seiten im Netz, auf denen Informationen zugänglich sind. Als ich gedanklich so weit war, dass es wohl eine Tasse werden soll, war ich mir immer noch extrem unsicher, welche und vor allem welche Größe. Es gibt so viele verschiedene Ausführungen für viele verschiedene Bedürfnisse. Es gibt zwei Seiten, auf denen man sich wunderbar informieren kann: cuptime und ladyways. Für die endgültige Entscheidung habe ich die Mail-Beratung bei ladyways in Anspruch genommen, die ich absolut empfehlen kann.

Aus der wirklich großen Vielfalt ist es dann die Lilycup von Intima geworden in Größe B geworden. Die Tasse besteht aus seidenweichem, medizinischem Silikon in einer absolut traumhaften Farbe (ich bin in der Hinsicht ein totales Mädchen). Dazu kommt sie mit einem kleinen Aufbewahrungsbeutel.

Was ich an der Lilycup toll finde, sind die beiden verstärkten Seiten, sowie das leicht angeschrägte Design des oberen Teils. Das hat zwei große Vorteile, so dass die Tasse auch für Anfänger super geeignet ist: man kann nicht falsch falten bzw. einführen, weil sie sich nur an der flacheren, verstärkten Seite ordentlich falten lässt. Man kann sie auch nicht falsch einführen, z.b. mit Faltung hinten, so dass es nicht zu Problemen mit dem Aufploppen der Tasse im Körper kommt. Sie sitzt so im Normalfall direkt richtig und ist auch dicht. Bevor jetzt jemand denk Oh Gott, die ist ja groß, wie bekommt man die rein? In gefalteter Form ist sie kaum größer bzw. breiter als ein Tampon. Auch wenn sie im ersten Moment nicht so aussieht, sie hat ein recht großes Fasssungsvermögen und muss selbst an meinen starken Tagen nur einmal in 12 Stunden geleert werden.

Da ich nicht immer die Ruhe habe den Sitz beim Einführen zu kontrollieren bzw. länger zu probieren, wenn es nicht klappt (weil ich da so ein kleines Wesen habe, dass immer mit ins Bad will und Aussperren für mich einfach keine Option ist, dazu macht sie mir zuviel Blödsinn), habe ich als Backup für meine besonders starken Tage noch zwei Stoffbinden. Stoffbinden sind für mich, auf Grund der Blutungsstärke keine Option, zumal ich mit meiner Tasse einfach zufrieden bin. (Hier sind allerdings die gleichen Materialien verarbeitet, wie wie bei Stoffwindeln, PUL, ein kleiner Saugkern und weicher Stoff.)

 

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Besonders pflegeintensiv ist so eine Menstasse auch nicht. Sie sollte vor Gebrauch abgekocht werden. Während der Periode nach dem leeren einfach abspülen und wieder einsetzen. Abkochen während der Mens ist nicht notwendig. Wenn man sich gut mit seiner Tasse eingelebt und ein Gefühl dafür bekommen hat, ist auch eine Nutzung unterwegs kein Thema mehr, weil man ungefähr weiss, ob man sie wirklich leeren muss oder nicht. Gegebenfalls kann dann auch eine Örtlichkeit aufsuchen, in der man die Tasse dann in Ruhe ausspülen kann.

Alles in allem bin ich mehr als zufrieden mit der Entscheidung. Faszinierenderweise sind sogar meine Mensbeschwerden, besonders die in den letzten Tagen der Periode, seit der Nutzung der Cup, sehr zurück gegangen. Und allein das ist echt viel wert.

 

10 Kommentare zu „Die Menstasse, ein ganz persönlicher Bericht

  1. Ja, bis auf ein einziges Mal im ersten Zyklus. Da habe ich sie allerdings nicht korrekt eingesetzt. Soweit ich mitbekommen hab gibts meist 2 Gründe warum die Tassen nicht dicht sind: „Falsch“ Faltung und falsch eingesetzt. Irgendwie passt nicht jede Faltung zu jeder Tasse, manche ploppen dann einfach nicht auf. Und die Faltung sollte immer nach vorn zeigen. Die Lilycup hat halt den Vorteil, dass es durch die angeschrägte Form gar nicht anders geht und die Faltung immer vorn ist.
    Alternativ ist es nicht die passende Tasse für Dich. Hast Du Dich vorher beraten lassen?

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  2. Genau, zur Blase hin (oder WC-Rand, falls man sie da einsetzt). Mein MuMu sitzt auch sehr hoch während der Mens. Unter anderem deswegen wurde mir die Lily empfohlen. Das Aufploppen ist ja vor allem für den oberen Teil wichtig, damit die Ränder dicht sind, der Rest ist bei mir auch geknautscht. Ist die Femmy aber nicht eigentlich mehr für Frauen, wo der MuMu während der Mens eher niedriger sitzt? Direkt vorm MuMu muss die Tasse ja eh nicht sitzen. Und passt die Tasse zu Deinem Beckenboden?

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  3. Ich bin über meine Fernwanderung zur MoonCup gekommen. Ersparte einfach das Mitschleppen von Binden/Tampons. Und dann bin ich einfach dabei geblieben. Ich finde es praktisch und umweltfreundlich. Und ja, es spart ein paar Euronen im Jahr.
    Was das Einsetzen betrifft, brauchte ich auch ein paar Anläufe, um sie dicht zu bekommen. Jetzt habe ich wohl den „Dreh“ im wahrsten Sinne des Wortes heraus. Ab, über den Muttermund und einmal behinderungsfrei eine Runde gedreht – passt.

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    1. Faszinierend wie unterschiedlich das ist. Bis zum MuMu bekomme ich meine z.B. gar nicht. Die Lily sitzt bei mir recht weit vorn. Sie ist oben allerdings anders geformt als die MoonCup. Ich glaube bei den Cups die oben recht weit und rund sind, ist es ein wenig schwieriger, bis sie richtig sitzen. Drehen wäre bei der Lily auch ungut, so liegt die lange Spitze hinten recht dicht am MuMu, da ist dann im Rand eine kleine Aussparung und gibt die „Flussrichtung“ vor.

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  4. Die Gruppe kenne ich nicht, hab aber davon gehört. Die Beratung bei Ladyways war schon super und ausreichend. Ich hab durch Yoga und Tai Chi einen recht kräftigen Beckenboden. Hab zum Vergleich die normale Meluna, die geht z.B. gar nicht, weil zu weich.
    Dass ist wohl gar nicht so selten, dass sie nicht direkt am MuMu sitzt und das muss auch nicht sein, wichtig ist, dass die Tasse an den Seiten dicht ist. Direkt am MuMu oder MuMu mit drin ist vermutlich bei den Tassen die oben recht weit sind möglich/nötig. Bei der Lily von der Form her nicht. Fassen tut die Größe B, die ich habe, 32 ml. Für mich reicht das.

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  5. Ich oute mich hier mal als interessiert, aber noch zögernd 🙂
    Tampons sind nicht meine Freunde und drücken fürchterlich, egal welche Größe ich benutze. Allerdings sind meine Zweifel bezüglich der Dichtigkeit der Cups und der Anwenderfreundlichkeit noch nicht ganz ausgeräumt…. Allein der Gedanke, in der Werkstatt auf dem stillen Örtchen mit so einem Tässchen zu kämpfen, treibt mir schon den Schweiß auf die Stirn, so sehr meine Werkstattherren auch Frauenversteher sind. Ich sehe mich da mit blutverschmierten Fingern, fast heulend auf der Toilette sitzen, weil die Tasse nicht so will, wie ich 😀 Vermutlich mehr Panik, als gerechtfertigt.
    Danke für die beiden Links zu den Gruppen, da werde ich mich mal einlesen. Vermutlich ist meine Panik doch nur der Unwissenheit geschuldet…

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    1. Kann Dich da vollkommen verstehen. Ging mir ähnlich. Allerdings muss eine passende Tasse auch nur einmal alle 10 – 12 Std. geleert. Also morgens und abends reicht bei mir z.B. Da hast Du dann das Problem mit dem Rumfummeln in der Arbeit nicht 😉

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