Der Elternaufstand wurde gestartet von Laura von Heute ist Musik. Gelesen habe ich davon bei Maras Gedanken zu diesem Thema.
Es wurde und wird viel generell zu den Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschrieben. Zu der fehlenden Unterstützung sei es finanziell (hier muss vor allem an der Zugänglichkeit von Hilfen, an der Organisation gearbeitet werden), Betreuungsplätze oder eine vernünftige Gesetzgebung zum Thema Teilzeit für Eltern (hier gibt es definitiv Verbesserungsbedarf). Es ist richtig und wichtig darauf hin zu weisen, sich dafür zu engagieren.
Doch dürfen wir einen anderen Aspekt nicht vergessen: Die beste Gesetzgebung nützt nichts, wenn sich in der Gesellschaft selbst die Grundeinstellung Familien gegenüber nicht ändert. Es geht mir nicht um die teilweise erzwungene Rollenteilung im Elternhaus. Mir geht es auch nicht darum, dass Männer immer noch mehr verdienen, als Frauen. Das wird sich ohnehin nur ändern, wenn aufgehört wird nach einer Gleichstellung zu streben und endlich echte Gleichberechtigung daraus wird.
Mir geht es darum, dass die Generationen keinen Respekt der anderen gegenüber pflegen. Sowohl die ältere der jüngeren gegenüber und umgekehrt. Es geht mir darum, dass Eltern sich gegenseitig zurecht weisen und angreifen, weil jeder meint, den einen richtigen Weg gefunden zu haben. Es geht mir um A-Z Promis, die in den Medien eine Welt vorgaukeln, die nicht existent ist. Darum, dass diese künstliche Welt auf unsere Gesellschaft geklatscht wird und Familien sich da anpassen sollen. Darum, dass nur die Oberfläche betrachtet und danach geurteilt wird.
Wir müssen weg von dieser Orientierung an Promis, an Instagramfotos und sonstigem, was durch die Medien geistert. Wir müssen weg davon zu glauben, dass es nur einen richtigen Weg gibt. Wir müssen verstehen, dass es nur drei wichtige Aspekte in einer Familie gibt ohne die es nicht geht: Liebe, Respekt und Wertfreiheit. Und für diese Aspekte ist es vollkommen egal, ob Familienbett oder nicht, tragen oder Kinderwagen, stillen oder Flasche, Windeln oder windelfrei. Diese Aspekte funktionieren aber nur, wenn ihnen der Raum gelassen wird dafür. Wenn Familien wieder das Recht haben selbst zu bestimmen, wie sie sich gestalten wollen.
Liebe braucht Raum und vor allem Zeit um zu wachsen. Sie hat viele Formen und wird oft mit Verliebtheit verwechselt. Liebe ist stark, übersteht schlimme Stürme, wenn sie gut gepflegt wird. Liebe, besonders in einer Beziehung, ist eine Menge Arbeit.
Respekt ist nichts, was man sich verdienen muss. Respekt ist jedem Wesen auf dieser Welt entgegen zu bringen, eben weil es ein Wesen dieser Welt ist. Respektlosigkeit bringt nichts gutes hervor (zeigt das Weltgeschehen ja mehr als genug). Respekt darf niemandem abgesprochen werden, weil einem selbst nicht gefällt, was derjenige tut. Respekt hat nichts mit Sympathie oder Antipathie zu tun.
Wertfreiheit bedeutet nicht von vorn herein über andere zu urteilen. Es bedeutet eine gewaltfreie, nicht bewertende Kommunikation. Mit jedem. Das hat nichts mit Dienstleistungsgedanken oder Schön reden oder sonst was zu tun, sondern damit auf seine Wortwahl zu achten. Nicht gekünstelt, sondern authentisch, aber ohne Wertung. Braucht etwas Übung entspannt das Alltagsleben jedoch ungemein. (Ja, es klappt nicht in jeder Situation, dennoch hilft es, zumindest im normalen Alltag ohne Wertung zu leben.) Wertfreiheit ist die Abwesenheit von Bewertung und Vorverurteilung. Der Begriff hat nichts damit zu tun, dass es keine zu vermittelnden Werte gibt, Liebe und Respekt sind schon mal zwei.
Erst wenn diese Aspekte gegeben sind oder zumindest die ersten zwei, kann sich in unserer Gesellschaft etwas ändern. Und wenn sich in der Gesellschaft etwas ändert, dann können auch politische Veränderungen nachhaltig fruchten.
Wow, toll geschrieben und inhaltlich wirklich klasse. Kann ich alles unterschreiben 🙂
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Ich danke Dir.
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Absolut toll geschrieben! Ja, es geht um Bedürfnisse. Was hilft der Familie, was klappt bei diesem Kind. Wie geht es der Familie gut. Kein richtig und falsch sondern Bedürfnisse. Toll erklärt 🙂
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