Ich steh im Wald…

oder besser gesagt,  ich bin absolut am Limit. In den letzten Tagen habe ich Anträge gewälzt. Keine Ahnung wieviele Wälder für den ganzen Papierkram wieder sterben mussten (es tut mir echt weh, soviel Papier zu verschwenden):

Antrag auf Arbeitslosengeld II:

Allein meine Unterlagen waren ein Packen so dick, wie für unsere gemeinsame Steuererklärung. Und das ganze brauchte man natürlich nochmal von meinem Mann. Ob ich überhaupt irgendwas bekomme ist fraglich, denn dummerweise ist meine Ausbildung in der Theorie förderfähig und damit steht mir nach Gesetz eigentlich nichts zu. Vollkommen unabhängig davon, ob ich eine Förderung beantragt habe, bekomme oder nicht. Es soll zwar eine Änderung zum Juli geben, so dass ich auch mit einer förderfähigen Ausbildung Ansprüche habe, aber ob das wirklich so kommt und wie das dann aussieht, da gibt es noch keine Entscheidung (nur nebenher, heute ist der 28.6.).

Antrag auf Wohngeld:

Wurde ich vom Jobcenter aus beauftragt zu beantragen. U.a. weil unsere Miete zu teuer ist. Vom Gesetz her sind für drei Personen eine Kaltmiete von 508€ vorgesehen. Es kann sich jeder selbst ausrechnen, wie lange es her ist, dass eine Kaltmiete für eine annehmbare Wohnung in diesen Regionen lag. Selbst eine 70qm große Wohnung (20 qm weniger als jetzt) kostet schon um die 600€ kalt. (Ja, es ist generell nicht gerade billig in Bayern zu wohnen.)

Antrag auf Kinderzuschlag:

Auch das musste ich von Seiten des Jobcenters beantragen. Weil es ja sein könnte, dass ich mit Wohngeld und Kinderzuschlag mehr bekomme, als ich es mit ALG II bekäme. Und man bekommt natürlich nur entweder oder. Beides gleichzeitig, warum auch. Könnte der Bürger ja was von haben.

Antrag auf Betreuungsgeld:

Jener kam heute und ging heute auch gleich wieder raus. Viel wirds nicht. Auch das hätte ich so oder so vom Jobcenter aus beantragen müssen. Das Gemeine: Betreuungsgeld wird für Kinderzuschlag und ALG II als Einkommen betrachtet und entsprechend angerechnet.

Sprich, ich werde wohl oder übel vom Gehalt meines Mannes abhängig sein. Der aktuell 16 Stunden ausser Haus ist (12 davon sind Arbeitszeit). Der in Schichten arbeitet. Und sich vermutlich tot arbeiten würde, damit wir über die Runden kommen.

Dazu wurmt mich noch ein anderer Umstand ganz mächtig. Unsere werte ehm. Kinderärztin hat, weil ihr das Gewicht der Kleinen nicht passt (mein Kind fiel ja bis vor kurzem aus der Gewichtskurve. Wohl gemerkt NUR das Gewicht) uns das Jugendamt vorbei geschickt. Diese kamen, als wir eigentlich hätten im Urlaub sein sollen (wir fuhren ja nicht, weil das Hexlein krank wurde). Also irgendwo gut, dass wir da waren. Irgendwie auch nicht. Mit dem Gewitterhexlein waren sie zufrieden, um nicht zu sagen über die Meldung irritiert (weil sie eben gut wächst und ansonsten normal entwickelt ist, nur halt eben recht schlank (in den Augen anderer) ). Gestört hat sie was anderes: die Ordnung bei uns. Geht ja gar nicht, dass man sieht, dass in der Wohnung eine Familie mit Kleinkind lebt. Immerhin bin ich ja auch den ganzen Tag zuhause, da muss doch wohl Ordnung zu halten sein. So waren sie der Ansicht, dass wir Unterstützung brauchen. Naja, wenn wir die denn so bekämen. Weil eigentlich brauchen wir tatsächlich eher Kontakte und vielleicht eine Putzhilfe, zumindest so lange, bis das Hexlein wirklich helfen kann (wollen tut sie ja, aber mit 1 geht da noch nicht so wirklich viel). Laufen soll das über einen privaten Dienstleister. Der wiederum ziemlich arrogant daher kommt. Kein Verständnis dafür hat, dass Finanzen und Anträge grad wichtiger für mich sind. Und auch nicht verstehen kann, dass mein Mann bei einem Gespräch dabei sein will, aber eben nicht dauernd kann, weil er in Schichten arbeiten. Und bereits am Telefon Sprüche ablässt wie  „Sie können sich ja eine kleinere Wohnung suchen.“ Geht gar nicht sowas. Ist aber auch wahrscheinlich der gleiche Dienstleister, der nicht bemerkt hat, dass eine Mutter ihre Kinder hat Hungern lassen (gegen diese läuft aktuell ein Gerichtsverfahren). Werden vermutlich auch nur geschaut haben, ob alles steril ist. Allein wenn ich an den ganzen Mist denke, bekomme ich Bauchweh. Wir werden uns jetzt zumindest eine Putzhilfe holen, egal, ob es wirklich finanziell drin ist oder nicht. Allein, um uns den Druck zu nehmen. Und um den Dienstleister und das Jugendamt abzuwimmeln. (Sollten sie uns dennoch weiter nerven wollen, ginge das Ganze direkt zum Anwalt.)

Ich selbst fühle mich vollkommen in die Ecke gedrängt, vor allem wegen der Finanzen. Hilfen werde ich kaum kriegen. Arbeiten kann ich ohne Betreuungsplatz auch nicht. Gleichzeitig tut es mir in der Seele weh, wenn ich daran denke, das Hexlein in Betreuung geben zu müssen bevor sie 2 ist. Vor allen Dingen, weil ich erlebt habe, wie es ist den ganzen Tag in einer Betreuungseinrichtung zu sein (als erste gebracht, als letzte geholt und das von Krippe an), auch wenn ich weiss, dass es nicht anders ging. Es macht es nicht besser. Und ich müsste ohnehin einen Vollzeitplatz buchen, damit ich z.B. Arbeitslosengeld bekäme, denn ich muss ja in der Lage sein, eine Vollzeitstelle annehmen zu können. Auch wenn ich das gar nicht will. Was zumindest bis zu einem Job hiesse Zeit bezahlen, die nicht genutzt wird. Und Krippen sind nicht wirklich günstig. Gleichzeitig habe ich jedoch den Eindruck, dass ich keinen Platz bekommen werde, bevor ich nicht eine Anstellung habe. Ansonsten bin ich ja ohnehin zuhause, da brauch ich doch sowas nicht. In eine x-beliebige Einrichtung geb ich sie sicher nicht, das kann ich mit mir (und meiner Fürsorgepflicht) gar nicht vereinbaren.

Wie ich es drehe und wende, ich stecke fest und weiss im Moment nicht wirklich weiter. Ja, ich mache meine Ausbildung und kann diese dann auch sicher nutzen. Ja, ich habe eine ganz gute Idee im Kopf, die sich vielleicht irgendwann realisieren lässt (und vielleicht in ganz ferner Zukunft mal Gewinn bringen könnte). Und selbst wenn ich versuche nur im aktuellen Moment zu sein, es fällt mir sehr schwer, meinen Gedanken nicht zuzuhören. Natürlich hilft mir meine Achtsamkeitspraxis nicht in der gänzlichen Hoffnungslosigkeit zu versinken und vieles relativ rational anzugehen. Einfach ist dennoch was anderes.

13 Kommentare zu „Ich steh im Wald…

    1. Weil die sonst direkt wieder bei uns auf der Matte gestanden hätten. Direkt angenommen haben wir bisher gar nichts. Wir sind beide Ex-Bahner, wenn wir was können ist um irgendwas drum rum und raus reden. Letztendlich ist es einfach nur nervig.

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      1. Die waren noch nicht hier. Es gab ein Telefonat, bei dem beschriebene Aussagen getätigt wurden. Mit unserem Rechtsschutz sprechen wir eh noch, auch ob man der Ärztin noch was rein drücken kann dafür.

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      2. Der Wunsch nach Hilfe, nur dass sich da schon kristallisiert hat für uns, dass es nicht die Art sein wird, die wir brauchen (haben dem JA als die hier waren auch direkt gesagt, was wir wirklich brauchen).

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  1. Ilaina, ich wünsche Euch, dass ihr die ganz schnell wieder los werdet und da ist es gut, wenn Ihr Erfahrung darin habt, Leute ins Leere laufen zu lassen ;-). Ich würde mich an Eurer Stelle auch jetzt sofort rechtlich beraten lassen, wenn Ihr das irgendwie könnt. Ich gebe Simmis Mama Recht. Versucht, Euch privat gern eine Putzhilfe zu organisieren. Aber lasst Euch nicht die Privatsphäre nehmen. Ich drücke alle Daumen. Ihr bekommt das schon hin. Und wenn Ihr der Kinderärztin Probleme machen könnt, ohne dass es Euch wiederum Probleme macht, ist das gut.

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    1. Mit unserem Rechtsschutz bzw. Rechtsberatung hab ich grad gesprochen. Zwingen können sie uns nicht. Dacht ich mir, aber RS mit einem Anwalt gibt einfach Sicherheit. Heißt ich mache, wenn mein Mann da ist 2 Mails fertig und dann Tschüss. Und sie können nicht mal hinten rum mit Kindswohlgefährdung kommen, weil sie ja schon hier waren. Gegen die Ärztin kann man wahrscheinlich nicht viel machen, anzeigen ist zufiel Aufwand, wo vermutlich nichts bei rum kommt. Da das eine Gemeinschaftspraxis ist, kann man nicht mal in Bewertungsportalen vor der warnen.
      Was mich nur überrascht, mein Kind schlief bzw schläft grad ohne dauernd nach mir zu suchen oO

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  2. Tja, bei „echten“ Fällen (Gewalt, Missbrauch, Todesfolge) war dann wieder keine Zeit da, aber bei anderen mischen sie sich ein. Es ist immer grenzwertig…
    Kollege hatte das Jugendamt da, weil bei der ersten Untersuchung (U1?) die Blutprobe vom Arzt versaut wurde und er daher zum erneuten Termin geladen hat. Sie dachten, sie machen das mal in paar Wochen, wenn das Kind eh zum Arzt muss. Zack, Jugendamt da, Kindeswohlgefährdung. Weihohweih…

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    1. Ja, die U1 ist die Untersuchung direkt nach der Geburt. Aber ein paar Tage danach ist schon die U2 und die U3 mit 6-10 Wochen. Wobei das JA sich in solche Untersuchungen gar nicht einzumischen hat. Ob man das Neugeborenenscreening z.B.machen lässt oder nicht, ist die Entscheidung der Eltern.
      Aberzum JA hier, die bräuchten mir eh nicht mehr kommen. Hier stand gerade eine Mutter vor Gericht, die durchs JA bz.von denen beauftragten Pädagogen betreut wurde vor Gericht und ist jetzt zu 7 Jahren Haft WG versuchtem Totschlag verurteilt worden (3 Kinder vollkommen vernachlässigt, Baby wäre fast verhungert). Leider konnte den Pädagogen kein strafbares Verhalten nachgewiesen werden. Sollen erstmal vor ihrer Türe kehren.

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