Die schönste (und anstrengendste und schmerzhafteste) Zeit von allen

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es noch schöner werden kann. Die Zeit jetzt, dieser Übergang vom Baby zum Kleinkind, ist eine ganz wunderbare Zeit. Jeden Tag gibt es etwas neues. Eine neue Fertigkeit oder einfach ein neuer Wesenszug der auftaucht. Neue Dinge werden ausprobiert und so vieles entdeckt. Man merkt sehr deutlich, dass die kleine Dame so langsam merkt, dass sie und wir Eltern unterschiedliche Wesen sind. Dass sie Dinge machen will, die sie noch nicht kann. Und Dinge will, von denen wir nicht wollen, dass sie sie tut. Sie erforscht ganz aktiv alles mögliche. Es macht Spaß sie dabei zu beobachten. Es ist auch die Zeit in der begonnen wird durch Nachahmung zu lernen.

Gleichzeitig ist diese Zeit unglaublich anstrengend. So anstrengend, dass ich selbst mit Achtsamkeitsübungen an meine Grenzen stoße. Die Zeiten, wo viel gespielt wird, sind erstmal vorbei. Es wird alles mögliche ausgeräumt (und mit Glück auch wieder ein). Es wird versucht mit Dingen zu spielen, mit denen sie nicht spielen soll. Die Ausprobierei kann unglaublich anstrengend werden, wenn zum x-ten Spielzeug hinter das Sofa geworfen wird. Oder die feuchte Wäsche vom Wäscheständer gerissen wird und auf den Boden fliegt. Es ist vollkommen normal, trotzdem etwas, was ich nicht will. Hier einen Weg zu finden, der uns beiden gerecht wird, ist nicht immer leicht und es gibt dann auch mal Tränen (die natürlich auf dem Arm weg getröstet werden und nochmal erklärt wird, warum ich was nicht möchte).

Und es ist die Zeit des Los lassen, eines großes Los lassens, das so richtig weh tut. Vor allem, wenn man es gewohnt ist, dass die kleine Dame immer an einem klebt. Und dann auf einmal will sie fast den ganzen Tag nichts von mir wissen, schiebt mich weg, meckert. Will sogar nur vom Papa ins Bett gebracht werden. Das hat im ersten Moment sehr geschmerzt, so richtig tief innen drinnen. Geahnt hatte ich ja, dass ein solcher Schritt kommen wird, kommen muss. Trotzdem hat es mich auf dem kalten Fuß erwischt. Und dann, im weiteren Nachdenken und in mich rein fühlen stelle ich fest, gleichzeitig bin ich auch unglaublich stolz. Stolz darauf, dass sie ihrem Papa so vertraut, die beiden eine so gute Bindung haben. Stolz darauf, dass wir nicht rum experimentieren müssen, sondern sie tatsächlich von selbst signalisiert, was sie möchte. Meistens zumindest, manchmal klappt es dann doch nicht so gut mit der Kommunikation. Aber es wird. Besonders schwierig ist es, wenn sie Tage hat, an denen sie nur an mir hängt (ja auch diese Tage gibt es immer noch). Ich weiss nicht warum, aber dann ist die Verständigung eher schwer. Das sind dann auch die Tage, an denen mir die Achtsamkeit nicht mehr wirklich hilft. Tage an, denen alles zusammen kommt. Und wo wir dann beide Abends total müde sind, aber schwer zur Ruhe kommen. Da wieder runter zu kommen, wieder in Einklang zu kommen ist verdammt schwer. Und dann schaffe ich es doch irgendwie, mich zu besinnen. Mich für ein paar Augenblicke auf meinen Atem zu konzentrieren. Und komme zur Ruhe. Das zeigt mir dann wieder, wie schwer und einfach Achtsamkeit zu gleich sein kann.

Und doch kann ich am Ende eines Tages immer wieder sagen, egal wie der Tag war, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es noch schöner werden kann.

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