Tag 5 – Authenzität
Authenzität hat für mich sehr viel mit Ehrlichkeit zu tun. Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber. Denn um authentisch, also echt wahrhaftig zu sein, muss man sich selbst gegenüber offen und ehrlich gegenüber treten. Man muss seine Fehler und Macken, seine Stärken und alles dazwischen kennen und annehmen. Verantwortung übernehmen für sich selbst und das was man tut. Und man muss sich selbst vollkommen so akzeptieren, wie man ist.
Wenn wir auf diese Welt kommen, werden wir schon früh in gesellschaftliche Konventionen gepresst. Es werden schon im Babyalter Erwartungen an uns gestellt. Und an unsere Eltern. Ebenso, wie jetzt an uns als Eltern Erwartungen gestellt werden. Wir sollen unsere Kinder so früh wie möglich fördern, ihnen beibringen, wie die gesellschaftlichen Regeln sind. Und dies möglichst schnell und effizient. Aber sind diese Regeln denn wirklich wir? Diese Muster, die wir selbst oft schon früh antrainiert bekommen, sind diese Muster wir? Gehört das, was wir erlernt, was uns anerzogen wurden, wirklich zu uns?
Ich habe mich früher nie wirklich wohl in meiner Haut gefühlt. Irgendwie passte ich nicht so richtig. Sowohl für mich selbst, auch auch nicht ins gesellschaftliche Gefüge. Schon in der Schule fiel ich immer aus dem Rahmen. Gut, die ersten zwei Schuljahre bestritt ich in der DDR, da war es nicht wirklich schwer aus der Norm zu fallen. Und obwohl ich gar nicht mal mehr soviel mitbekommen habe, hat es mich doch sehr geprägt. Und natürlich auch meine Eltern. Meine Schulzeit war sehr davon geprägt, dass ich etwas ausfüllen, erreichen sollte, was ihnen verwehrt blieb. Ich sollte Abitur machen (habe ich) und studieren, am besten irgendwas gut klingendes. Lehramt, Betriebswirtschaft…sowas in der Richtung. Studiert habe ich bis heute nicht. Bedauerlicherweise habe ich nach der Schule tatsächlich nur eine Ausbildung gemacht. Nichts, womit man sich in der Gesellschaft profilieren kann. Denn nur, wenn man etwas zu herzeigen hat, wird man akzeptiert. Meine Eltern haben nie gelernt mit sich selbst im Frieden und zufrieden zu sein (und streben dies auch bis heute nicht an).
Für mich kam der Durch- oder besser der Umbruch für mich, geschah, als ich im Ausland lebte. In Deutschland hielt mich nicht mehr viel. Festgefahrener Alltag, Arbeitslosigkeit, Frust. Mir ging es nicht gut. Ich fühlte mich gefangen, irgendwas musste passieren. Also bewarb ich mich und bekam dann unglaublich schnell eine Anstellung. Wesentlich schneller, als es hier in Deutschland je gegangen ist. Ich suchte mir eine WG, packte meine Sachen und brach auf. Durch die räumliche Distanz zu allem, was bis zu diesem Zeitpunkt mein Leben war, hatte ich endlich den Kopf frei um nachzudenken und die Ohren frei, um in mich hinein zu hören. Ich konnte mich endlich auf mich selbst konzentrieren, denn ich kannte niemanden, so dass ich mich nicht gezwungen fühlte irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Was ich schnell spürte war, dass ich viel freier sprechen konnte. Ich konnte sagen was ich denke, was ich fühle und es wurde angenommen, nicht bewertet und vor allem wahr genommen. Ich merkte schnell, wie sehr ich durch alte Muster gehemmt wurde, durch das Bedürfnis meiner Mutter nach einer heilen Welt immer wieder dazu gezwungen den Alltag mit (kleineren und größeren) Unwahrheiten zu spicken, war es wie eine Befreiung tatsächlich mal bei der (meist eher unspektakulären) Wahrheit bleiben zu können. Nachdem ich dieses für mich erkannt hatte, fiel es mir auch wesentlich leichter andere Muster abzulegen und nach und nach tatsächlich bei und in mir selbst anzukommen.
Nach diesen Erfahrungen sind Ehrlichkeit und Offenheit die wichtigsten Merkmale für eine authentische Persönlichkeit. Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft nach wie vor nicht besonders beliebt sind. Und gerade das macht es so wichtig, dass wir erkennen wer wir sind. Damit wir unseren Kindern authentisch, als wahrhaftige Persönlichkeiten, gegenüber treten können, damit sie ebenfalls ihre Persönlichkeit frei und ungehemmt entwickeln können. Denn nur durch sie kann auch endlich ein Umdenken, weg von den vielen unnützen Konventionen, weg von Mustern und hin zu freieren und offeneren Wesen in die Wege geleitet werden.
Ja, ich habe mir vorgenommen, das Wesen meines Hörnchens nicht zu manipulieren. Die gesellschaftlichen Regeln wird man erklären, aber ob es sie befolgt ist dessen Geschichte. Denkt sich wohl jetzt noch leichter als in ein paar Jahren.
MfG toe
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Hm, ich hab mir da so eigentlich keine direkten Gedanken gemacht. Bisher hatte es sich einfach so ergeben. Ich meine, wenn man respektvoll miteinander umgeht, ergibt sich der Rest von selbst. Zumindest die Dinge, die elementar für das menschliche Zusammenleben sind. Dinge wie man muss unbedingt mit Besteck essen und ähnliches, sehe ich eher gelassen.
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