Beziehung statt Erziehung Online Kongress 7 Tage Challenge

Tag 1 – Erwartungen

 Katharina Walter von Mein geliebtes Kind  hat einen Online Kongress zum  Thema Beziehung statt Erziehung ins Leben gerufen. Eine ganz wunderbare Idee, wie ich finde. Dieser Kongress findet vom 15.-23.5.16 statt und ihr könnt euch hier noch dafür anmelden. Der Kongress ist übrigens komplett kostenlos.

Als Vorbereitung auf den Beziehung statt Erziehung Kongress hat Katharina die 7 Tage Challenge gestartet. Diese beginnt heute, genau eine Woche vor Beginn mit dem Thema Erwartungen.

Ich hatte ohnehin einmal vor zu diesem Thema schreiben, denn immer wieder begegnen uns Erwartungen und Erwartungshaltungen in unserem Alltag. An uns werden Erwartungen gestellt und die meisten von uns wurden erzogen in Dinge, Menschen und Ereignisse gewisse Erwartungen zu setzen. Denn wir werden meistens sehr zielorientiert erzogen. Es gilt immer etwas zu erreichen, zu bekommen, zu schaffen. Und jedes Mal erschüttert es uns, wenn wir Erwartungen nicht erfüllen oder sich Erwartungen für uns nicht erfüllen. Es belastet uns und zieht uns in einen negativen Kreislauf aus Vorwürfen, Ängsten, neuen Erwartungen, die vielleicht wieder nicht erfüllt werden. Unser Augenmerk richtet sich in die Zukunft auf „Was wäre wenn“ und „Wie kann ich X erreichen“ oder „Wenn ich dies und jenes tue, dann“. Gleichzeitig blicken wir nach hinten „Wenn ich doch bloß/bloß nicht…“, „Hätte ich doch mal“,  „Warum ist X passiert/nicht passiert“ und und und. Und mit diesen Gedanken im Kopf und den Blick in Zukunft und Vergangenheit gerichtet, vergessen wir den Tag, den wir gerade haben, übersehen die Momente, die wir gerade erleben.

Aber kann man diese Erwartungshaltung und den dadurch blockierten Blick überhaupt ablegen? Ja, kann man. Es braucht einiges an Übung, in der Hinsicht sollte man sich nichts vormachen, aber es geht. In Achtsamkeit geübt zu sein, ist hierbei sehr hilfreich, denn sie ist ein Hilfsmittel, um uns auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren. Sie hilft uns innerlich Abstand zu nehmen von Gedanken dieser Art, sie einfach ziehen zu lassen ohne ihnen neue Wertungen zukommen zu lassen. Meditation, egal welcher Art, hilft uns Ruhe in unseren Geist zu bekommen. Sie zentriert uns jeden Tag aufs Neue. Das Praktische ist, Meditation lässt sich immer wieder in den Alltag einbinden, auch mit Kindern. Genau genommen ist der Alltag mit Kindern die beste Schulung für Achtsamkeit und Meditation überhaupt. Zudem lassen uns Kinder immer wieder Erwartungen, Ziele, Ge- und Verbote hinterfragen. Auch dies ist indirekt eine gute Übung in Achtsamkeit.

Nun kommt sicher die Frage auf „Ist denn ein Leben ohne Erwartungen erstrebenswert?“ „Ist es nicht unglaublich langweilig, wenn man kein Ziel hat, auf das man hinarbeiten kann? Etwas, was man erreichen kann?“ Nein, ein solches Leben ist nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Ohne Erwartungen an irgendjemanden, irgendetwas und auch nicht an uns selbst, ist jeder Moment neu. Jeder Moment spannend und selbst Situationen, die wir schon kennen, bringen immer wieder etwas neues hervor. Wir erleben jeden Tag neue Wunder. Ohne Erwartungen, ohne sich auf ein bestimmtes Ziel zu richten, ist der (All-)Tag wesentlich flexibler, denn wir können uns besser auf Änderungen in unserem Tagesablauf einstellen. Wir richten uns danach, wohin uns der Tag treibt. Das funktioniert auch, zugegeben mit etwas Übung, auch in einem durch Arbeit recht fest strukturierten Tag, denn auch hier können wir uns mit unseren beiden Hilfsmitteln Freiräume zur eigenen Gestaltung schaffen.

Im Alltag mit meiner kleinen Dame konnte ich in Bezug auf Erwartungen besonders eines beobachten: Je mehr ich von bestimmten Erwartungen im Zusammenhang mit ihrer Entwicklung nehme, umso mehr sehe die vielen kleinen Lernschritte, die sie so über den Tag macht, bis sie eine Fähigkeit gemeistert hat. Je weniger ich daran denke, was sie „können müsste“, wie es uns Ratgeber, Diagramme mit Meilensteinen und so weiter suggerieren wollen, umso mehr sehe ich, was sie tatsächlich kann und ausprobiert. Und welche Freude es ihr bereitet, wenn sie etwas probiert hat und es so klappt, wie sie wollte. Und wenn sie sich freut, freue ich mich auch. Dann grinst sie stolz und macht weiter mit dem, was sie gerade getan (manchmal kommt sie allerdings auch auf allen vieren angerast, zieht sich an mir hoch und lacht mir ins Gesicht).

Also nochmals: Ja, es lohnt sich sich darin zu üben keine Erwartungen mehr zu haben oder diese ziehen zu lassen, wenn sie auftauchen. Denn das tun sie immer wieder, weil unser Geist einfach darauf trainiert ist. Lernen wir Erwartungen los zu lassen, machen wir einen großen Schritt in Richtung eines freien, ruhigeren und reicheren Lebens.

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2 Kommentare zu „Beziehung statt Erziehung Online Kongress 7 Tage Challenge

  1. da stimme ich dir zu, kinder sind die beste schulung in achtsamkeit, wie ich selbst schon mal geschrieben habe. auch bei den erwartungen kann man viel im umgang mit kindern lernen. als ich noch nicht schwanger war, hatte ich andere erwartungen ans elternsein als in der schwangerschaft… und jetzt mit baby schaut sowieso wieder alles anders aus 😉
    gerade die erwartung bzgl. entwicklung kann einen, wenn man da eher ‚anfällig‘ ist, ganz schön stressen, da es von der gesellschaft usw. druck gibt, wann das kind was können muss! und wehe es überschreitet die zeit, dann wird es gleich zur förderung geschickt…

    was ich noch lernen konnte bzw. noch immer lernen muss, ist meine erwartung gegenüber anderen menschen. ich kann/darf nicht erwarten, dass jemand etwas bestimmtes macht, nur weil ich es so tun würde und daher vom anderen auch erwarte!
    gerade als frischgebackene eltern finde ich das noch etwas schwierig… aber mit etwas mehr achtsamkeit wird das schon werden, man lernt ja schließlich jeden tag dazu!!

    greets cao

    Gefällt 2 Personen

    1. Ich stimme Dir vollkommen zu. Gerade als Eltern kommt noch dazu, dass man viele Wünsche hat, die dann schnell zu Erwartungen werden können. Ich bin wirklich froh, dass ich bereits in der Schwangerschaft die Möglichkeit hatte, zu lernen meine Erwartungen zu reduzieren.

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