Kinder sind Kinder sind Kinder

Und eben keine kleinen Erwachsenen. Auch wenn das mittlerweile offenbar erwartet wird, sobald das Babyalter mit dem ersten Geburtstag überschritten und in das Kleinkindalter eingetreten wird. Ein Baby hat am besten allerspätestens mit dem 6. Lebensmonat durchzuschlafen, noch besser, wenn es auch allein einschläft. Spätestens mit einem Jahr wird es das können müssen. Im eigenen Zimmer, im eigenen Bett. Weil Eltern ja auch wieder mal „als Paar“ zusammen sein wollen. Und Kinder möglichst schnell selbstständig werden sollen. Mit zwei Jahren gibt es dann auch kein Anrecht mehr darauf immer mal wieder bei den Eltern im Bett zu schlafen, weil es nachts allein im Zimmer zu gruselig ist. Oder das Kind schlecht geträumt hat. Nein, es wird mühselig zurück geschafft und dort zum Einschlafen gebracht. Ein Kind darf auch seine Gefühle nicht ausleben, nicht mehr toben und schreien, wenn es etwas nicht versteht, übermüdet oder einfach in einem Konflikt ist. Nein, es hat sich gefälligst zusammen zu reißen. Dieser Umgang mit Kindern scheint irgendwie normal zu sein, es wird sich über das schlimme Verhalten der Kinder geärgert, ihnen Tobsucht unterstellt oder sie als Störenfriede angesehen.

Es herrscht scheinbar die Meinung, dass für Kinder alles ein leichtes sein muss, sie sind ja noch vollkommen unbelastet. Sprich, sie kennen und wissen ja noch nichts. Und genau deswegen ist für Babies und Kinder nicht alles einfach. Jeder Tag ist eine neue große Lerneinheit. Jedes Spiel trainiert erworbene und hilft neue Fertigkeiten zu finden oder zu entwickeln. Jedes gesprochene Wort ist Wissen. Zunächst, um das Sprechen an sich zu erlernen, danach, um sich selbst auszudrücken. Kinder lernen nach und nach, dass sie autonome Menschen sind, dass sie eigene Bedürfnisse und Gefühle haben. Sie lernen auch dann erst, dass auch andere eigenständige Wesen sind, dass es unterschiedliche Lebewesen auf dieser Welt gibt. Sie lernen, wie heftig Gefühle sind, dass es so etwas wie Frust und Wut, aber auch Freude und Spaß gibt. Und dass es Situationen gibt, die beides sind, schön und traurig. Sie merken, dass sich Gefühle im Laufe eines Tages ändern können. Und sie erfahren zum ersten Mal, dass es Regeln und Grenzen gibt, an die sich halten müssen. Und sie verstehen nicht warum. Denn sie wissen ja noch nicht um die Gefahren einer heissen Herdplatte, einer brennenden Kerze oder einer Schere. Auch müssen sie erst einmal, erneut, verstehen, dass ihre Eltern sie beschützen wollen vor unnötigem Leid (alles wird man nicht vermeiden können).

Wie kann man also, wenn man als erwachsener Mensch weiss, dass ein Kind vieles Wissen, das wir besitzen, noch nicht haben, erwarten, dass sie mit den Situationen, die für sie alle neu sind, einfach so zurecht kommen. Wie kann man erwarten, dass ein Baby oder Kleinkind, dass noch nicht weiss, dass es nachts keine Sorge haben muss, dass es nicht zurück gelassen wird, denn wir leben ja in festen sicheren Häusern, wie kann man erwarten, dass ein Wesen, dass das noch nicht weiss, einfach so die Nächte durchschläft (sprich bei wach werden von allein wieder in den Schlaf findet)? Woher soll es die Sicherheit kennen, wenn sie ihm nicht gewehrt wird? Nähe ist der größte Schutz, den Babies und kleine Kinder haben können. Und diesen brauchen sie rund um die Uhr. Das bedeutet nicht 24/7 Bespaßung. Das bedeutet, dass kleine Wesen weiss, wenn ich Hilfe brauche, kommt jemand. Nähe heißt im gleichen Raum sein, mit dem Kind reden, auf seine Laute reagieren, ihm das Gefühl geben, dass es gehört wird. Dass es verstanden wird. Dass seine Bedürfnisse wahrgenommen werden.

Wir Erwachsenen erwarten, dass man uns ernst nimmt. Dass man uns zuhört, dass vor allem unsere Kinder uns zuhören. Wir erwarten, dass unsere Bedürfnisse zur Kenntnis genommen und berücksichtigt werden. Damit unsere Kinder lernen, dies zu tun, müssen wir es ihnen vorleben. Dann ergibt sich das, was manche mit Macht und Erziehungsmethoden fast erzwingen wollen, ganz von selbst. Denn Kinder sind Kinder, keine Erwachsenen. Sie müssen alles erst einmal lernen. Seien wir ihnen gute Lehrer.

 

 

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