Meinen (neuen) Weg finden

Es ist zugegebenermaßen nicht leicht mit einem Baby zuhause. Klar ist jedem, dass es anstrengend wird mit so einem kleinen Wesen. Wie schwierig es wirklich ist, vor allem, wenn dieses kleine Wesen noch gar nicht ganz in dieser Welt gekommen ist, dass kann man sich kaum ausmalen. Überspitzt gesagt, kann man froh sein, ab und an auf die Toilette zu kommen. Denn dieses Wesen braucht ganz viel Nähe und Körperkontakt. Während andere Babys alle paar Wochen einen Schub in Wachstum und geistiger Entwicklung haben, ist für ein Baby wie meines, alles ein großer Schub. Nicht nur, dass sie Wachstum und Gewicht zügig aufholt, sie entdeckt auch jeden Tag etwas mehr, was sie kann und will dann oft zuviel auf einmal. Das frustet und sorgt neben der Aufholerei für Bauchweh, richtiges und seelisches. Also noch mehr Bedarf an Nähe, an Unterstützung in so turbulenten Tagen. Das hat allerdings den Nachteil, dass es nahezu unmöglich ist Kontakte zu pflegen, geschweige denn neue zu knüpfen, denn ich will mein Baby auch nicht mit zu vielen neuen Eindrücken überfordern. Also habe ich viel Zeit im Internet verbracht (und tue es zum Teil noch), während sie auf meinem Bauch schläft. Das ist allerdings fatal. Denn im Netz sind die wenigsten ehrlich. Sei es die Übermüdung, unter der man zwangsläufig leidet, über Blähungen und besagte Entwicklungsschübe. Die wenigsten werden so ehrlich sein und zugeben, dass es für sie ebenso anstrengend ist oder man mit den Kleinen leidet, wenn sie zum Beispiel Bauchweh haben. Da muss man eben durch, das geht alles vorbei. Muss man irgendwie schaffen. Weil es alle haben, ist das ja nichts besonderes. Es haben aber auch alle Babys Entwicklungsschübe, da wird dann aber jedes Mal drüber lamentiert. Für mich ist es egal, was mein Baby plagt, denn es leidet und ich kann nicht viel tun, ausser da sein, es kuscheln und trösten. Es ist auch vollkommen egal, dass es allen Babys so geht, denn in dem Moment leidet einfach mein Herzstück und ich als Mutter mit.

Ein weiteres großes Problem mit der Welt im Netz und dazu auch in der Realität: das Vergleichen. Man fängt automatisch damit an, ganz unterbewusst vergleicht man, wie es bei einem selbst und wie es bei anderen (angeblich) läuft. Und dann kommt das schlechte Gewissen. Bei mir lief das Stillen im Krankenhaus super, zuhause so lala bis wir feststellen mussten, dass sie tatsächlich nicht genug Milch aus der Brust bekam. Klar, die Supermamas würden jetzt natürlich nicht zufüttern, sondern einfach öfter anlegen, fördert ja die Milchbildung. Bringt mir nur nix, denn ein unglückliches, weinendes Baby saugt nicht an der Brust. Es zappelt und zerrt und ist frustriert, weil es Hunger hat. Das steigert mit Sicherheit nicht die Bildung von Milch. Die so grundsätzlich auch wahrscheinlich gar nicht das Problem ist. Eher liegt es, und da bin ich mit unseren Kinderärzten einer Meinung, daran, dass sie noch nicht ganz angekommen ist und ihr noch die Kraft und das Verständnis dafür fehlt, wie das funktionieren soll. Denn eigentlich kann ein Baby selbst die Bildung von Milch beim Trinken anregen. Ab und an sieht man schon die richtigen Ansätze dafür, doch im großen und ganzen ist sie immer noch viel zu ungeduldig. Wie ich schon sagte, sie will teilweise einfach zu viel auf einmal.

Mein Weg sieht daher so aus, dass sie an die Brust kann, wann immer sie will und dort trinkt, bis sie nichts mehr raus bekommt. Hat sie dann noch Hunger füttere ich eben per Fläschchen zu. Mir ist dabei offen gestanden vollkommen egal, wie sich das auf die Milchbildung ausüben könnte. So lange sie überhaupt Muttermilch bekommt und sich nur den Rest aus der Flasche holt, ist das für mich in Ordnung. So klein und zart wie sie war und mit etwas über 3 Kilo auch immer noch ist, ist mir wichtiger, dass sie satt wird, als irgendwelche Ideale einer stillenden Mutter. Auch, dass wir immer noch Stillhütchen nutzen, ist mir mittlerweile egal. Ab und an klappt es ohne, doch meistens geht es nicht schnell genug und sie kriegt die Brust nicht richtig zu fassen. Warum soll ich sie weinen lassen, wenn ich es ihr so leichter machen kann? Irgendwann wird es ohne gehen. Und wenn nicht, naja, dann stillen wir eben weiter so. Einen Einfluss auf die Milchbildung sehe ich dabei nicht, auch wenn das gerne propagiert wird. Stillhütchen sind bei weitem nicht so ein Teufelswerk, wie sie gerne dargestellt werden, ebenso wie künstliche Babynahrung. (Wer dagegen wettert, sollte mal seinen eigenen Speiseplan prüfen, wieviel davon noch natürlich ist. Dann unterhalten wir uns weiter.)

Das gleiche gilt für die Entwicklung des eigenen Kindes. Andere schildern was ihre Kinder (angeblich) schon können und schwupps, vergleicht man sein eigenes Baby damit. Auch das habe ich abschalten müssen. Nicht, weil mein Baby noch nichts kann. Sie will eher zuviel auf einmal und das macht es sehr schwer sie nicht zu überfordern und zu überfördern. Ich muss sehr aufmerksam darauf achten, was sie in ihren, noch recht kurzen, Wachphasen gerne machen möchte, damit ich ihr das richtige anbieten kann.

Der Weg, den ich für mich gefunden habe und zum Teil noch finden muss, ist, dass ich alles tue, um meiner Tochter den besten Start in diese Welt zu ermöglichen. Klingt nach Selbstaufgabe, ist es aber nicht. Es ist eher eine Selbstfindung, denn ich wachse immer noch in meine Rolle als Mutter hinein. Und ebenso, wie mein Baby hier in dieser Welt noch ankommen muss, muss ich in dieser Rolle ankommen. Und das geht für mich nur, wenn ich mich dem voll und ganz hingebe. Mit aller Müdigkeit, Mit-Leiden und auch der Ungeduld, auf beiden Seiten. Ich muss, will und kann es akzeptieren. Jeder Tag ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg und damit in die richtige Richtung für uns.

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