Wenn wir an Meditation denken, verbinden wir damit meist automatisch ein Gefühl der Ruhe, innere und äußerer Stille. Vor unserem geistigen Auge erscheint fast immer das Bild eines Tempels oder eines anderen, meist heiligen Ortes, den wir mit Ruhe und Stille verbinden. Wir denken, dass wir nur Ruhe in unseren Geist bekommen, wenn auch das äußere Umfeld ebenfalls ruhig und still ist.
In der Realität sieht es doch damit meistens anders aus. Denn wie oft finden wir schon einen Raum, in dem es so ruhig ist, wie in einem abgelegenen Tempel? Oder ein Zimmer, in dem es wirklich still ist? Wir sind immer von Geräuschen umgeben. Nicht selten verwenden wir dann Musik zusätzlich zum Meditieren. Zum einen, um unseren quasselnden Geist nicht zu hören und nicht selten, um die Geräusche im Umfeld etwas zu dämpfen oder zu übertönen. Am Anfang oder in innerlich sehr unruhigen Zeiten kann Musik durchaus hilfreich sein, den Geist zu fokussieren. Allerdings sollte sie nicht dazu verwendet werden, das Umfeld zu übertönen und damit auszublenden, denn es ist gar nicht so schwer auch in einem nicht so ruhigen Umfeld zu meditieren und innere Ruhe zu finden.
Hierzu muss man lediglich lernen das Bewerten des eigenen Umfelds abzustellen. So, wie man für die Atem-Mediationen lernen kann und muss, Gedanken nicht mehr zu bewerten und ziehen zu lassen oder Empfindungen wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten, kann man dies auch für Geräusche tun. Denn Geräusche im Umfeld an sich sind weder gut oder schlecht. Nur unsere Beurteilung derer führt dazu, dass wir sie als störend empfinden.
Warum also nicht einmal die Musik bei unserer Praxis weglassen oder uns zu einer Tageszeit zum meditieren niederlassen, wenn es nicht still und ruhig ist (zum Beispiel nicht in den frühen Morgenstunden, wenn noch alles schläft, sondern vielleicht am Nachmittag)? Wenn wir dann mit der Meditation beginnen, den Atem zunächst einfach kommen und gehen lassen wie er ist, um uns innerlich darauf einzustellen, dass wir nun meditieren möchten. Ob wir die Augen dabei schliessen oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Bleiben die Augen geöffnet, lassen wir den Blick sanft, also unfokussiert, auf einen Punkt etwa einen bis anderthalb Meter vor uns fallen. Dann beginnen wir langsam und sanft unsere Aufmerksamkeit auf unseren Atem, in dem wir uns eine Stelle suchen, an dem wir ihn gut spüren, zum Beispiel der Brustkorb, Bauch oder an den Nasenlöchern. Während wir beobachten, wie der Atem an diesen Stellen ein und ausströmt, nehmen wir die Geräusche unserer Umgebung wahr. Vielleicht singen die Vögel vor dem Fenster oder wir hören den Verkehr auf der Straße. Vielleicht spielen draussen Kinder oder der Nachbar über uns baut gerade ein neues Regal auf. Egal was es ist, wir nehmen das Geräusch wahr und benennen es für uns. Dann lassen wir die Wahrnehmung wieder los, beobachten weiter unseren Atem und lassen jegliche Empfindung zu diesem Geräusch, wenn sie auftauchen, weiter ziehen. Gerade am Anfang ist es schwierig sich nicht darüber zu ärgern, dass der Nachbar gerade jetzt Staub saugen muss. Doch tut er dies ja nicht, um uns zu ärgern. Und auch der Staubsauger kann nichts dafür, dass wir sein Geräusch nicht mögen. Warum also unsere Energie darauf verschwenden uns über etwas zu ärgern, was an sich ja gar nichts schlechtes oder schlimmes ist?
Mit Geräuschen Meditation zu üben kann uns helfen mit anderen überflüssigen Ärgernissen im Alltag zurecht zu kommen. Wenn wir lernen das ewige Bewerten zu vermindern, ganz abschalten lässt es sich vermutlich nie, dann können wir unseren Alltag viel ruhiger und stressfreier begehen.
Ein Kommentar zu „Meditation mit Geräuschen“